Beim Griffmaterial versuche ich so historisch wie möglich zu sein. Es gab im Mittelalter drei weit verbreitete Arten, wenn man von problematischen Material wie Elfenbein absieht.
- Horn – Das Horn von Rindern und Büffeln fühlt sich, wenn es geschliffen und poliert wurde, in der Hand sehr angenehm an. Es wurde durch das ganze Mittelalter hindurch benutzt. Verbreitet war es vor allem in Deutschland und den Niederlanden.
- Bein – Die Beinknochen von Rindern waren vor allem in den Niederlanden und im slawischen Sprachraum weit verbreitet. Sie geben wunderschöne weiße Griffschalen und können zusätzlich mit Leinöl versiegelt werden. Dabei werden sie allerdings etwas dunkler und die Oberfläche wird leicht durchscheinend, was dazu führt, dass Materialunregelmäßigkeiten unter der Oberfläche sichtbar werden. Dies ist allerdings kein Qualitätsmangel sondern eine normale Eigenschaft des Materials.
- Holz – Holz ist das mit Abstand am weitesten verbreitete Griffmaterial im Mittelalter. Vor allem im Englischen Sprachraum sind fast alle erhaltenen Messer mit Holzgriffen versehen. Es wurde in der Regel mit Leinöl behandelt, welches in die Poren eindrang und dort aushärtete. Dabei entsteht Linoleum, welches sehr alterungsbeständig ist und das Holz gegen Feuchtigkeit und Schmutz schützt.
Hölzer
- Buchsbaum – Buchsbaum ist das am weitesten verbreitete Griffholz. Ungefähr 70% der Messer aus Britannien sind mit diesem Material versehen. Es ist sehr hart und schwer und neigt beim Vernieten nicht zum Reissen. Es lässt sich sehr gut polieren und ist, wenn es mit Leinöl behandelt wurde, so gut wie unverwüstlich, Es liegt ausserdem sehr angenehm in der Hand. Dafür hat es im Gegensatz zu anderen Hölzern kein so lebhaftes Aussehen.
- Ahorn – Ahorn ist ebenfalls recht weit verbreitet und liegt sehr gut in der Hand. Es ist leichter und nicht so unempfindlich wie Buchsbaum, hat aber eine sehr viel schönere Maserung. Ausserdem gibt es Sonderformen wie Riegel- und Maserahorn, die einem Messer ein ganz besonderes Aussehen verleihen. Leinöl feuert die Maserung an, dunkelt das Holz aber nicht übermäßig nach.
- Birke – Birke wurde vor allem in Skandinavien früher wie heute gerne als Griffmaterial benutzt. Gibt es ebenfalls in ungewöhnlichen Formen wie Maserbirke. Es ist von der Haltbarkeit ebenfalls nicht mit Buchsbaum zu vergleichen und liegt nicht so angenehm in der Hand wie Buchsbaum oder Ahorn. Leinöl feuert die Maserung stark an, dunkelt das Holz aber extrem nach.
- Esche – Esche wurde schon immer gerne als Holz für Werkzeuggriffe verwendet. Es ist haltbar und flexibel und daher besonders empfehlenswert für Stiele von Hämmern oder Äxten. Es hat eine offene Struktur und wird daher heute kaum noch für Messer verwendet. Allerdings waren etwa 75 % der Messer in der bekannten Wikingersiedlung Haithabu mit Griffen aus Esche ausgestattet.
- Olivenholz – Olivenholz ist historisch gesehen eher von geringer Bedeutung, aber besonders für Griffe von modernen Küchenmessern geeignet, da es von Natur aus sehr hart ist und sich gut Polieren lässt. Ausserdem ist es von Natur aus imprägniert und sieht auch nach langer Zeit noch sehr schön aus.
- Weitere Hölzer – Andere Hölzer, die ich anbiete, die aber Historisch eine geringere Bedeutung hatten sind: Mooreiche, Pflaume, Kirsche, Pappel, Birne, Essigbaum, Nussbaum, Erle und Apfelbaum.
Weitere Materialien
- Messing – Messing wurde für Schulterplatten und Endkappen an Griffen sowie für die Vernietung von Griffschalenmessern verwendet. Es war im Mittelalter das am weitesten verbreitete Material für diese Anwendung.
- Kupfer – Kupfer wurde selten für Schulterplatten und Endkappen an Griffen verwendet.
- Zinn – Zinn wurde vor allem bei Griffscheibenmessern als Zwischenmaterial zwischen Holz oder Horn verwendet. Vereinzelt auch in Schulterplatten oder als Lot zur Befestigung dieser. Es wurde ausserdem oft zum vernieten von Griffschalenmessern verwendet.
- Eisen – Eisen wurde vor allem für Griffabschlussscheiben sowohl bei Griffangel- als auch bei Griffschalenmessern verwendet.
- Andere Kupferlegierungen – Vereinzelt wurden noch andere Kupferlegierungen verwendet, darunter Bronze und arsenhaltige Kupferlegierungen (Weisskupfer).